Es war ein total faszinierendes Erlebnis, zu sehen, wie die Amish ihre uralten Traditionen in einem Umfeld des 21. Jahrhunderts weiterleben. Beide Seiten scheinen sich zu tolerieren und mehr noch, zu respektieren. Die zahlreichen Nachkommen der Farmerinnen und Farmer werden nicht gezwungen, in der Community zu bleiben, im Gegenteil, sie haben eine Übergangszeit zwischen der Kindheit und dem Erwachsenwerden, in dem sie geradezu aufgefordert sind, sich in der sie umgebenden Welt umzutun und dann zu entscheiden, wie sie leben wollen. Die Zeit wird als „Rumspringa“ bezeichnet und das klingt nicht zufällig deutsch, vielmehr ist die Sprache der Amish ein deutscher Dialekt, weil sie, aus der Schweiz kommend, zunächst nach Deutschland flüchteten, bevor sie von den USA angeworben wurden. Sprache und Kultur werden, wohl aus Versehen, auch als Pennsylvanian Dutch bezeichnet. Zugegebenermaßen klingt diese Entscheidungsfreiheit liberaler als sie ist: Nach nur acht Schuljahren bei Lehrkräften, die nur aus der Amish-Community stammen, fehlt schlicht auch viel kulturelles Kapital, um eine wirkliche Chance zu haben, beruflich außerhalb der eigenen Gruppe zu reüssieren. Wohl auch deswegen entscheiden sich 85% der jungen Leute für den Verbleib in ihrer Religionsgemeinschaft. Wir haben tatsächlich eine Kutsche mit angebundenem Pferd vor einem Supermarkt gesehen, konnten das Bild aber leider nicht festhalten. Die Menschen lassen sich schon aus religiösen Gründen nicht fotografieren, wäre auch davon unabhängig komisch, wir sind ja nicht im Zoo.
Die Amish benutzen im Haus keine Elektrizität, wohl aber Batterien und mit Gas erzeugten Strom. Sie fahren keine Autos (der Führerschein bräuchte ein Bild, und das ist gegen die Religion), aber auch nicht Fahrrad, sondern nur eine spezielle Art von Rollern. Die Kleider- und Frisurvorschriften sind streng einzuhalten. Auch Traktoren werden nicht genutzt, sondern Arbeitspferde und -Mulis.







