In den Niederlanden hatte ich aeine tolle und spannende Begegnung mit Geeskemaria, einer sehr netten, freundlichen und interessanten Frau, wie auf dem Bild gut erkennbar sein sollte.

Dass sie sich überhaupt mit mir getroffen hat, ohne Vorbehalte, mit großer Offenheit und viel Interesse, ist toll. Jedoch von vorn: unsere niederländischen Großväter kannten sich in der sehr dunklen Vergangenheit, sie standen auf unterschiedlichen Seiten der Geschichte und es endete tragisch. Geeskemarias Großvater, Gerrit Visser, wurde im Lager Wewelsburg bei Paderborn ermordet. Er hatte sich während der Besatzung der Niederlande durch die Nazis geweigert, zur Gleichschaltung der Gewerkschaften nach dem Vorbild der Deutschen Arbeitsfront beizutragen, weil das seinen demokratisch-sozialistischen Prinzipien widersprach. Daraufhin wurde er nicht nur entlassen, sondern auch verhaftet und in verschiedenen holländischen und deutschen Lagern interniert, bevor er in Wewelsburg getötet wurde. Durch geradezu unglaubliche Zufälle habe ich Geeskemaria im Rahmen meiner Familienforschung kontaktieren können. Getroffen haben wir uns in einem wunderschönen Dorf, Gorssel, nahe der deutschen Grenze und mit einem sehr modernen Museum. Die große Toleranz in der Familie scheint Tradition zu haben; schon die Eltern von Gerrit Visser haben akzeptiert, dass dieser sich trotz der Verortung im protestantischen Teil der Gesellschaft dem Sozialismus zuwandte. Das war damals in den Niederlanden überhaupt nicht selbstverständlich, zwar lebten die Menschen friedlich nebeneinander her, die einzelnen Gruppen waren aber deutlich voneinander getrennt, bis in die 60er Jahre waren diese „Säulen“ der Gesellschaft erkennbar. Die protestantischen, katholischen, sozialdemokratischen und liberalen Gruppierungen blieben unter sich, hatten ihre eigenen Sportvereine, Schulen, Kindergärten usw. Dass Gerrit Visser von einem Bereich dieser „versäulten“ Gesellschaft in den anderen wechseln konnte und dies uneingeschränkt von der Familie akzeptiert wurde, war erstaunlich. Ebensowenig selbstverständlich ist es, dass sein Sohn, dem nicht nur auf grausame Weise sein Vater genommen wurde, der vielmehr auch selber zum Arbeitseinsatz in der deutschen Rüstungsindustrie gezwungen wurde, seine Kinder ohne Hass auf Deutschland erzogen hat.
